Die Jagd im Battenberger Land

 

Battenberg mit seinen Waldungen ist im 17. und 18. Jahrhundert ein Jagdparadies der hessisch­darmstädtischen Landgrafen gewesen. Diese haben dem Gesicht des Städtchens die charakteristi­schen Züge eingeprägt, und zwar durch die Errichtung von Jagd- und Forstgebäuden, zum Beispiel der neuen Burg und des Forstamtes Elbrighausen.

 

Trotz der Finanznöte, in denen der im Jahre 1688 zur Regierung gelangte hessisch-darmstädtische Landgraf Ernst-Ludwig schwebte, wandte gerade dieser Fürst große Summen auf, um prächtige Jagdschlösser zu bauen und üppige Jagdgelage abzuhalten.

 

Damals wurde die neue Burg gebaut. In ihr lag sogar viele Jahre hindurch eine kleine Garnison von Dragonern zur Sicherung gegen Wilddiebe. Die zuvor schon genannten Jagdlager Neujägersdorf, Kleudelburg und Katzenbach wurden einige Jahre nach der "neuen Burg" erbaut, doch sie bestan­den nur einige Jahrzehnte. Dann wurden sie wegen ihrer allzu kostspieligen Unterhaltung auf Ab­bruch verkauft. Ihr Mobiliar kam überwiegend nach Darmstadt zurück. Alte und noch erhaltene Sti­che vermitteln eine Vorstellung von der Größe und Bedeutung dieser Jagdlager in der Umgebung Battenbergs. Das quadratische, mit breitem Wall und Graben umgebene Lager Kröge umfasst bei­spielsweise zwölf größere massive und eine große Zahl kleinerer Häuser. Von der Pracht und dem Aufwand solcher landgräflicher Jagden bekommt man eine Vorstellung, wenn man erfährt, dass al­lein auf der Kröge Ställe für 132 Pferde vorhanden waren.

 

Schon Monate vorher war das ganze Battenberger Land in Aufregung, wenn der Landgraf zu seiner alljährlichen Jagd erwartet wurde. Mindestens 200 Hunde waren erfor:<;terlich. Alle Schäferhunde wurden zur Jagd bereitgestellt, die zur Jagd geeignet schienen. Die Bauern mussten als Treiber mit­wirken und andere Jagddienste verrichten. Angerichteter Wildschaden wurde nicht bezahlt. Die Bau­ern durften sich nicht einmal wehren, wenn Rot- und Schwarzwild ihre Felder und Gärten verwüste­ten.

 

Hart und grausam waren die Strafen für Wilddieberei. Abhacken des rechten Daumens und Auspeit­schen waren das Übliche. Gelegentlich wurde an Wilderern auch die Todesstrafe vollstreckt.

 

Stumme und dennoch beredte Zeugen dieser vergangenen Zeiten in den weiten Wäldern um Bat­tenberg sind der Hirschstein in der Lindenhardt und der geborstene Gedenkstein beim Forsthaus Elbrighausen.

 

Auch das Herrenhaus des Rittergutes in Thalitter ist noch ein Zeuge; denn es war einst das Haupt­gebäude der auf dem Kleudelburg errichteten Kleudelburg. Es wurde im Jahre 1769 auf Abbruch verkauft. Außer diesem Hauptbau besaß die Kleudelburg noch ein Kavaliershaus, ein Jagdzeughaus und zwei Marställe, dazu ein Wachthaus, ein Schlachthaus, eine Küche, ein Wildbräthäuschen, ein Marketen­derhäuschen und einen Hundezwinger. Von allem ist nur noch das Hundezwingerhäuschen erhalten geblieben.

 

Über das Schicksal der vielen Gebäude, die auf der Kröge standen, ist nichts bekannt. Noch heute kann man an der Form der Kröge-Gärten erkennen, wo einst das glanzvolle Jagdlager Neujägersdorf gestanden hat.